Motivation und Hintergrund des Projektes liegen auf unterschiedlichen Ebenen:
• auf der politischen Ebene:
Moderate Einschätzungen und Handlungsweisen scheinen (auch bei politischen Handlungsträgern) nicht mehr angesagt. Populistische, extreme Sichtweisen greifen Raum, finden schnell Anklang und Nachläufer. Ausgrenzungen Andersdenkender, Diskriminierung „Andersartiger“, Hass gegen Minderheiten werden bzw. sind alltäglich und erhalten Beifall. Dieser besorgniserregende gesellschaftliche Wandel ist ein wichtiger Beweggrund durch das Projekt „Challenging Extremism“ pädagogisch aktiv zu werden.
• auf der Ebene des sozialen Miteinander:
Es sind deutliche Veränderungen im zwischenmenschlichen Umgang festzustellen. Beispiel hierfür: ein `Shitstorm´ in den `sozialen´ Medien bricht – selbst bei nichtigem Anlass – unreflektiert und ungehemmt aus, FakeNews werden dabei nicht hinterfragt, sondern sind willkommene Unterstützung, (Cyber-) Mobbing unter den Schülern beginnt immer früher.
Mäßigung, Zurückhaltung, Respekt als Maßgabe des sozialen Handelns verlieren – nicht zuletzt auch durch die Anonymität der Kommunikation in den „sozialen“ Medien – an Wert und Bedeutung. Emotional überzogene, vorschnelle, ungebremste extreme Verhaltensweisen im sozialen Umgang nehmen zu.
• auf der individuellen Ebene:
Das Leben in der Gesellschaft ist zunehmend von einer Individualisierung geprägt. Einerseits beschreibt das Phänomen eines „Cocooning“ den Rückzug in die Privat-sphäre. Andererseits wird das Ego ungehemmt ausgelebt, oft auch in der Konkurrenz zu den anderen. Lebensinhalt und Lebenssinn brauchen dabei nicht selten den besonderen Kick, der weit über das Normale hinausgeht. „Normales “ findet keine Anerkennung, das „Extreme “ wird mit dem individuellen Risiko für die eigene Gesundheit oder gar das Leben trifft auf Aufmerksamkeit. „Break your limits“ wird zum Slogan. Grenzen werden verschoben und überschritten. Oft ist Extremsport illegal. Sich im Swingsuit aus spektakuläre Höhe aus dem Flugzeug zu stürzen und minutenlang mit 130 km/h der Erde entgegen zu stürzen oder in dieser Geschwindigkeit durch enge Felsspalten zu rasen, das sind die extremen Grenzerfahrungen, die immer häufiger gesucht werden. Das Erreichen ruft Glückgefühle hervor, diese machen nicht selten süchtig, man wird zum Thrillsucher. Der Extremsport boomt, Bücher geben Anregungen und schaffen einen Anreiz. Das Spektakuläre bringt eine hohe (öffentliche) Aufmerksamkeit und eine mediale Präsenz und soziale Anerkennung.
Das Projekt „Challenging Extremism“ hat – wie oben dargestellt - einen vielschichtigen Hintergrund. Es ist ein ganzheitliches Bildungsprojekt mit einem pädagogischen Anliegen, das wesentlicher Bestandteil schulischen Auftrags sein muss: der Umgang mit sich und den anderen in einer immer mehr vom Extremismus geprägten Welt.