Vorbedingungen und Ausgangslage

Wichtig war zunächst, den Ausgangspunkt der 6 Gruppen aus den 5 Projektschulen, d.h. die Ergebnisse aus der Ausgangsbefragung (pre-questionnaire), zu charakterisieren, weil diese den Erfahrungs-, Meinungs- und Haltungshintergrund für die Lernprozesse darstellen.

Zur Einordnung der inhaltlichen und prozessualen Ansprüche des Projekts war ebenfalls die Altersstruktur der teilnehmenden Schüler von Bedeutung: 85% der Schüler waren im Alter von 8 bzw. 9 Jahren (11,6% = 10 Jahre, 3,4% = 11 Jahre).

Außerdem:

54,5% = Mädchen; 45,5 % = Jungen. 74% der Schüler bezeichneten sich als hellhäutig, 26% als dunkelhäutig.

Die Religionszugehörigkeit verteilte sich gleichmäßig auf Christen (33%), Muslime (31,3%) und Schüler ohne Religionszugehörigkeit (34%). Für die Schüler war es eine Selbstverständlichkeit in diesen gemischten Gruppen zusammenzuleben. Religionszugehörigkeit ist für sie kein klassifizierendes Unterscheidungsmerkmal als Gruppe und auch kein Anlass für einen unterschiedlichen Umgang mit dem Gegenüber.

Unter diesem Blickwinkel lassen sich die quantifizierten Ergebnisse aus den Befragungen qualitativ einordnen:

Positives Umfeld:
Die Schüler erleben ihre Schulen als ein positives Umfeld (84% fühlen sich willkommen und sicher), was für das Zusammenleben und das Lernen eine wichtige Voraussetzung darstellt. Ihr außerschulisches Lebensumfeld ist ebenfalls im Wesentlichen positiv konnotiert (Zusammenleben unterschiedlicher Nationalitäten, Religionen usw. im Stadtteil ist zu 72% positiv).

Bedeutung des Glaubens:
Für fast die Hälfte der Schüler spielen Religion oder Glaube keine Rolle. Dies bedeutet, dass Haltungen weniger aus Glaubensregeln oder Geboten erwachsen, sondern auf einem im Miteinander entstandenen, erlernten Verhaltenskodex fußen.

„Extremismuserfahrungen“ passiv:
Die Thematik des „Extremismus“ hat für die Schüler keinen direkten Erfahrungshintergrund. Weder wegen der Hautfarbe (90%), noch wegen des Glaubens (96%) haben Schüler negative Erfahrungen gemacht. Das Geschlecht (88%), die sexuelle Orientierung (99%) spielen in den Ausprägungen des Zusammenlebens keine Rolle. Die Erfahrungswelten Elternhaus und Schule sind als solche bei der Vorabbefragung nicht berücksichtigt. In den Unterrichtsbesuchen und bei den Schülerinterviews wurde deutlich, dass hier (nicht quantifizierbar) Betroffene in den Klassen sind.

„Extremismuserfahrungen“ aktiv:
Die Schüler haben nach eigenen Aussagen keinerlei Erfahrung als Täter anderen gegenüber. Hautfarbe (97%), Religion (96%), oder die sexuelle Orientierung (99%) sind für sie keine Begründung, mit anderen beleidigend oder verletzend umzugehen. Diese Aussagen korrespondieren mit den Ergebnissen zu den diesbezüglichen passiven Erfahrungen.

Haltungen:

Die Befragungsergebnisse dokumentieren eindeutig sehr positive Haltungen bei den Schülern. Jemanden aufgrund von Äußerlichkeiten zu beleidigen oder anzugreifen wird in sehr hohem Maß abgelehnt, wenn es um Merkmale geht wie Ausländer (96%), Hautfarbe (96%), Geschlecht (99%), Lebensverhältnisse (98%), Behinderung (97%), Sinti und Roma (95%).

Es ist nicht davon auszugehen, dass diese Befragungsergebnisse durch das Prinzip der „sozialen Erwünschtheit“ beeinflusst sind. In jedem Fall dokumentieren sie, dass die wertorientierten Leitziele der Schulen wirksam sind. Sie schaffen für das Projekt eine wichtige und stabile Ausgangsbasis.